Wo andere schweigen
von Maximilian Popp
Erschienen in: Zeitgenoss*in Gorki – Zwischenrufe (03/2023)
Der Unternehmer Osman Kavala ist einer der wichtigsten Förderer der Zivilgesellschaft in der Türkei. Er hat Kurd*innen und Türk*innen zusammengebracht. Armenischen Künstler*innen ebenso einen Raum gegeben wie regierungskritischen Autor*innen. Seit fünf Jahren sitzt er in der Türkei unschuldig im Gefängnis. Präsident Recep Tayyip Erdoğan betrachtet ihn als einen Terroristen.
In Deutschland haben sich mittlerweile viele mit dem Demokratieverfall in der Türkei abgefunden, mit den Repressionen gegen Journalist*innen, Oppositionelle, Intellektuelle. Nicht so Shermin Langhoff und ihr Team am Maxim Gorki Theater. Als eine der wenigen deutschen Institutionen setzt sich das Gorki unermüdlich für Osman Kavala ein, so wie es auch dem türkischen Journalisten Can Dündar eine Bühne geboten hat.
Genau das zeichnet das Gorki für mich als politisches Theater aus, dass es die Stimme erhebt, wo andere schweigen, dass es Räume schafft, wenn andere resignieren. Wie kaum ein anderer Ort hat das Maxim Gorki Theater die politische Debatte in Deutschland belebt und geprägt. Im Gorki hat sich Yael Roen mit der Inszenierung Common Ground schon vor Jahren mit dem Thema Schuld und Sühne auseinandergesetzt, einem Thema, das heute aktueller ist denn je. Necati Öziri ging in Get Deutsch Or Die Tryin’ der Frage nach, was das überhaupt sein soll, eine Einwanderungsgesellschaft....