Warum Kompliz*Innen unabdingbar sind
von Antje Pfundtner in Gesellschaft (APiG)
Erschienen in: Kampnagel Hamburg. 40 Jahre Widerspruch – Workbook zum Jubiläum (07/2024)
#Gestern: Ein kurzer Rückblick. Oder: Zurück zum Anfang
»Als ich geboren wurde, konnte ich mich gar nicht bewegen.« Das ist der erste Satz meiner Soloarbeit »eigenSinn«, die vor fast zwanzig Jahren auf Kampnagel Premiere feierte – auf meiner Lieblingsbühne, der K1. Tatsächlich beschreibt der Satz bis heute einige wichtige Ansätze meiner künstlerischen Arbeit: Er weist auf Bewegung hin, bezieht Innehalten als Möglichkeit mit ein, eröffnet ein vermeintliches Narrativ, ist nicht zuletzt autobiografisch und löst Fragen aus. Wer hat Bewegung in die Situation gebracht? Um es kurz zu machen: Es gab einen gemeinsamen Plan von mir, meiner Mutter, einem Kinderarzt und einer Physiotherapeutin. Sie waren meine ersten wichtigen Kompliz*innen. Insofern kann man zwei Dinge daraus ableiten: Ich halte nichts für selbstverständlich. Und: Ich halte Kompliz*innen für unabdingbar, um etwas zu bewegen.
Der Begriff der Kompliz*innenschaft wird vielfältig verwendet: Im Strafrecht verweist er auf eine kriminelle Mitwisser*innenschaft, in der Soziologie oder Kulturtheorie auf produktive Arbeitsweisen1. Und in der Tat, ob kriminell oder kreativ: Meist hecken Kompliz*innen einen gemeinsamen Plan aus. Inzwischen möchte ich aber für mich behaupten, dass es zwei Kategorien von Kompliz*innen gibt: Diejenigen, mit denen man sofort eben diesen gemeinsamen Plan ausheckt und umsetzt, und jene, mit denen...