Stücke über Migration, wohin man schaut. Überall begegnen uns Flüchtlingsschicksale, traurige Biografien, die von Entwurzelung und nicht erreichter Ankunft zeugen. Man kennt diese Stücke, wo sich dann im Laufe des Abends die Identitäten vermischen und nationale Grenzregime als Konstruktionen entlarvt werden. Zweifelsohne sind auch solcherlei inzwischen verstetigte Erzählmuster in der Uraufführung von „Zwischenraum (Istanbul – Heidelberg)“ vorzufinden. Doch Zinnure Türe, Autorin und Regisseurin des Stücks, bietet erfreulicherweise auch abseitige Momente, die dem Fremden seine Rätselhaftigkeit und Exotik lassen.
Zu Beginn wird nicht lange gezetert. Auf die Bühne stürzen durch die Tür nach und nach vier Schauspieler. Man weiß nicht, was sie trieb oder woher sie kommen. Sie gehen durch den Raum, der mit einem Laufsteg, einem Schreibtisch und einem hängenden Leuchter ausgestattet ist. Mal werden sie sich mit Pfauenfederkragen schmücken, mal Popcorn von einem am oberen Bühnenrand befindlichen, schwarzen Automaten empfangen, mal wird auf einem Overheadprojektor ein Gemisch aus Wasser, Brause und Insektenbeinchen erzeugt. Und gleich zu Beginn erlischt für kurze Zeit das Licht, bevor Christina Rubruck mit Streichhölzern durch die Dunkelheit zieht und fragt: „Wohin geht der Mensch, wenn er geht?“ Dass sich an diesem Abend nur die wenigsten Bilder ganz erschließen, ist nicht unbedingt ein Malus. Vielmehr ergibt...