Mein Anfang (Büro)
von Ute Nyssen
Erschienen in: Ist’s vorüber, lacht man drüber (11/2025)

DIE BEISPIELE DER ERFOLGREICHEN AUSSENWIRKUNG meiner Arbeit im Verlag hatten mich in der Wahl des aparten Berufs Bühnenverlegerin bestärkt. Aber zunächst musste ich mich ja entscheiden, und im Inneren regierte anfangs nicht nur Hilflosigkeit, sondern vor allem Unsicherheit bei der Frage, was ich denn letztlich anstrebte: eine Stelle als Buchverlagslektorin oder die einer Bühnenverlegerin. Von dem Begriff Lektorin hatte ich mir durch Bekannte eine blasse Ahnung verschafft, von einer Bühnenverlegerin kannte ich vor der Aufnahme bei Kiepenheuer & Witsch nicht einmal die Bezeichnung. Eigentlich war ich angestellt worden als Betreuerin von Theaterbüchern, also Richtung Lektorin. Aber ich kapierte schnell, dass in der Theaterabteilung eine mir noch ganz fremde, eben die bühnenverlegische Arbeit geleistet wurde, sie sah ganz anders aus, von außen und von innen, als die des Buchlektorats. Lesen gehörte dazu, aber ich las eingesandte Bühnenstücke zunächst in der Meinung, sie würden publiziert in der künftigen neuen Reihe des Buchverlags. Dort waren schon Stücktexte als Buch erschienen, Große Schmährede an der Stadtmauer von Tankred Dorst und Zeit der Schuldlosen von Siegfried Lenz zum Beispiel, beide, wie ich erfuhr, auch im Theater offenbar viel gespielt.
Die Buchhaltung, von deren Funktion in einem Verlag ich vormals auch nichts wusste, klärte mich auf,...