„Auf der griechischen Insel Santorin applaudieren die Touristen jeden Abend dem Sonnenuntergang. Demnach ist nicht auszuschließen, dass an diesem Ort die Sonne aus ästhetischen Gründen untergeht.“2 Diese Beobachtung des Luxemburger Künstlers Bert Theis weist auf die eigentümliche „Eventisierung“ alltäglicher Lebensvorgänge vor allem in den hochtechnisierten Gesellschaften des frühen 21. Jahrhunderts hin: Alles wird inszeniert und vermarktet, selbst ein Sonnenuntergang wird wie ein Theaterstück rezipiert. Verantwortlich ist dafür der in den vergangenen zwanzig Jahren vollzogene Übergang der „alten“ Industriegesellschaften in „neue“ Informationsgesellschaften, in denen die Menschen täglich die eigene Anonymisierung und Ent-Individualisierung erleben. Der Tageslauf wird trotz erheblicher Erleichterung durch Internet und Mobiltelefon immer schneller, ja rasanter – im Gegenzug fordern Stadtplaner und Künstler eine Entschleunigung des öffentlichen Raumes, denn, so der amerikanische Künstler Vito Acconci: „Die Zeit vergeht schnell und der Raum ist langsam. Der Raum ist ein Versuch, die Zeit zu orten und zu verstehen.“3
Aber wo ist der öffentliche Raum und wo ist der Ort der Kunst in eben diesem Gefüge?4 Mit Kunst im öffentlichen Raum – für die der amerikanische Sprachgebrauch den deutlicheren Begriff Public Art, öffentliche Kunst, bereithält – bezeichnet man gemeinhin Werke im Außenraum, die keinem musealen oder einem wie auch immer...