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Hörspiel: Krieg den Hütten
von Gerwig Epkes
Erschienen in: Theater der Zeit: Christoph Hein und Ingo Schulze: Rasender Stillstand – Fragen an die deutsche Wirklichkeit (10/2013)
Menschen können füreinander bestimmt sein, ohne dass sie davon wissen. Ihrem Schicksal entgehen sie dennoch nicht. So erzählt und vorgeführt von Georg Büchner in der Komödie Leonce und Lena. Wie es damals so war: Bestimmt wurde die Ehe nicht von den zukünftigen Eheleuten, sondern entschieden wurde nach Staatsinteressen: Leonce aus dem Reich Popo sollte Lena aus dem Reich Pipi ehelichen. Doch Leonce wollte nicht und floh aus seines Vaters Land, allein schon weil er dem verordneten Müßiggang und der sozialen Ungerechtigkeit entkommen wollte – und natürlich der Eheschließung mit Lena. Und Lena? Auch sie mochte keine Konventionen. Aber beide trafen sich zielstrebig auf ihrer Flucht. Und beide erkannten sich nicht – und entgingen ihrem Schicksal nicht …
Dazu passt das Hörstück von Hermann Kretzschmar nach Texten von Georg Büchner, u. a. aus dem „Hessischen Landboten“, jenem Text, in dem Georg Büchner 1834 die Landbevölkerung zum Widerstand gegen die herrschenden Klassen – Adel und Bürgertum – aufrief: „Friede den Hütten! Krieg den Palästen!“ In seinem Hörstück Büchners Bote fragt sich Kretzschmar: „Sind heute noch gesellschaftliche Zustände wie im Landboten beschrieben existent? Ist dieses Stück noch aktuell nach seiner 180-jährigen Emanzipationsgeschichte gegenüber Staat und Obrigkeit? Kann der Text mehr sein als nur...