Das verlorene Paradies
von Mareike Beykirch
Erschienen in: Zeitgenoss*in Gorki – Zwischenrufe (03/2023)
Ich sitze gerade vor dem Rechner und versuche zu formulieren, was das Gorki für mich war. Und zuallererst kommt da immer noch, auch nach drei Jahren im bayrischen Exil am Residenztheater München, irgendwie ein Zuhause-Gefühl. Ich hätte nie gedacht, dass ich das jemals in meinem Leben irgendwo empfinden würde, aber ja, an diesem Theater war es eine ganze Zeit lang der Fall.
Der Beginn der Spielzeit 2013 war gigantisch. Ich weiß noch, wie sich die Leitung und das Ensemble zum ersten Mal im Gorki-Garten getroffen haben und ich erschlagen war von der Schönheit dieser Menschen. Der erste Herbstsalon und die damit verbundene überschwängliche Eröffnungsparty mit kostenlosem Jägermeister und Gratis-Currywurst-Stand folgten. Am Ende der ersten Spielzeit gab es wieder eine Party, wo alle miteinander geknutscht haben. Das erste Jahr war ein Fest. Es verflog wie im Rausch.
Unter der Intendanz von Shermin Langhoff und Jens Hillje am Gorki durfte ich einen anderen Blick auf die Welt kennenlernen. Auf die normative Welt, wie sie mir bis dahin anerzogen wurde. Vielleicht war es für mich Provinzblume überhaupt die Möglichkeit, die Welt zu entdecken. Manchmal durch Reisen – schnorchelnd mit Nurkan Erpulat in Kaş oder mit Doris Schnabl an verschiedensten Orten der Welt surfend....