Tabuthemen sind ihr Ding. Im Text „Von den Beinen zu kurz“, der Katja Brunner 2013 den Mülheimer Theaterpreis einbrachte, geht es um Kindesmissbrauch. Das aktuelle Stück, das den kryptischen Titel „Ändere den Aggregatzustand deiner Trauer oder Wer putzt dir die Trauerränder weg?“ trägt und jetzt im UG des Luzerner Theaters uraufgeführt wurde (siehe Stückabdruck in TdZ 4/2014), breitet den Selbstmord eines Kindes aus.
Von einem Stück zu sprechen, ist allerdings etwas viel gesagt. Denn das Erzählen von nachvollziehbaren Geschichten ist wiederum nicht ihr Ding. Der Text enthält vielmehr ein Sammelsurium von Gedankensplittern, die mit weiten und wilden Aus- und Abschweifungen rund um den Suizid eines Knaben, um Trauer oder Nichttrauer und generell um das Tabuthema Tod kreisen. Es sind verstörende Gedanken, wie sie vielleicht einsame und von der Situation überforderte Gäste einer Trauerfeier auf dem Nachhauseweg überfallen könnten.
Die Inszenierung in der Nebenspielstätte UG des Luzerner Theaters hat eine andere Situation gewählt. Der Text enthält zwar keine Dialoge und gibt keine eigentliche Handlung vor, verzichtet aber dennoch nicht ganz auf eine Rollenzuteilung. Da gibt es u. a. „ein Kindwesen“, „den Fuchs“, „Maden und ihre Larven“ und „den Tod“, also nicht gerade scharf umrissene Figuren, die überdies oftmals zum Chor zusammengeschweißt...