Handbuch der schriftlichen Polemik
von Karel Čapek
Erschienen in: Theater der Zeit: Nachwuchssorgen (02/1947)
Dieser knappe Leitfaden ist nicht für die Kämpfer bestimmt, sondern für die Leser, damit sie sich einigermaßen in den Kampffiguren auskennen; ich sage: in den Figuren und keineswegs in den Regeln; denn die gedruckte Polemik hat, zum Unterschied von allen anderen Arten des Kampfs, des Wettstreits, Scharmützels, Turniers, Zweikampfs, Handgemenges und männlichen Kräftemessens überhaupt, keine Regeln, wenigstens bei uns nicht.
Beim griechisch-römischen Ringkampf z. B. ist es nicht gebräuchlich, daß die Gegner sich einander nach dessen Austragung beschimpfen; beim Boxen ist es nicht gebräuchlich, mit der Faust in die Luft zu hauen und dann zu erklären, der Gegner sei knock-out; bei einem Bajonettangriff ist es nicht gebräuchlich, daß die Soldaten der beiden Parteien einander Obszönitäten nachsagen. Das besorgen für sie die Journalisten im Hinterland. Nun, all das und viel mehr ist in der schriftlichen Polemik gebräuchlich, und es wäre schwierig, etwas zu finden, was ein polemischer Kampffachmann als unerlaubten Vorstoß, als unaires Spiel, als Roheit, Mogelei oder unritterlichen Trick anerkennen würde. Es ist daher nicht möglich, alle Figuren der polemischen Exhibition zu beschreiben und zu benennen; die zwölf Figuren, die ich anführen werde, sind die geläufigsten, wie sie bei jedem noch so anspruchslosen Druckgefecht auftreten. Wer Lust hat, mag sie...