Das Dickicht unserer Medienwelt besteht aus Bildern und Tönen. Wie sich hier einen Weg bahnen? Zuerst, indem Sebastian Baumgarten in seiner Inszenierung am Maxim Gorki Theater Berlin die Bilder von den Tönen trennt. Im Hintergrund läuft die Inszenierung als Film, den er in einer ersten Probenphase drei Wochen lang produzierte, hinzu kommt die Live-Synchronisation. Ist das zu wenig für die Bühne?
Sebastian Baumgartens „Dickicht“ dampft Brechts „Dickicht der Städte“ schlaglichtartig ein. Es beginnt mit jener obskuren Szene, da George Garga in der Bibliothek, in der er arbeitet, vom Holzhändler Shlink (auf niedrige Weise heroisch: Thomas Wodianka) erpresst wird: Dieser will ihm seine Meinung über ein Buch, das Garga gefällt, abkaufen. Er weiß, man kann jeden manipulieren, und Identitäten sind austauschbar. Was Shlink war, wird Garga – und umgekehrt. Der große Krieg aller gegen alle hat ein erstes Opfer: Shlink – weitere folgen.
Frage niemals jemanden nach seinen Motivationen! Etwas geschieht, weil es geschieht – und wenn auch niemand weiß, warum jemand so handelt, wie er handelt, vollzieht sich das Geschehen doch mit besonders schicksalsschwerer Wucht. Das Theater schreit bei Brechts „Dickicht“ geradezu nach dem Film! Die Handlung hat tatsächlich etwas von der Frühzeit dieses Genres, als man noch meinte: Hauptsache,...