Das Alphabet der Schönheit
von - Rosalie
Erschienen in: Lektionen 6: Kostümbild (06/2016)
In der Kunst geht es immer um Entgrenzung. Denn für die Dynamik eines künstlerischen Prozesses sind Kunstgenres und Theatersparten zweitrangig. So empfinde ich jedenfalls meine eigene Arbeit. Ich sehe mich nicht nur als bildende Künstlerin, die auch Opern „ausstattet“. Und ich sehe mich nicht als Opernausstatterin, die auch malt oder Objekte und Installationen macht. Wenn ich ein Theaterstück „ausstatte“, muss ich mich natürlich auf bestimmte Rahmen- und Formbedingungen einlassen. Das ist aber auch so, wenn ich eine Lichtinstallation entwerfe. Ich empfinde also mein gleichzeitiges Arbeiten als bildende Künstlerin und als Theaterkünstlerin nicht als Grenzüberschreitung – außer in dem Sinn, in dem jede künstlerische Arbeit immer Grenzüberschreitung ist.
Es gibt natürlich Konventionen, Organisationsformen und Institutionen, die eine solche Trennung der Sparten und Kunstformen hervorbringen. Als ich am Anfang meiner Arbeit stand, wurde ich immer gefragt: „Sag mal, machst du jetzt angewandte oder freie Kunst?“ Diese Frage ist Unsinn, denn diese Trennung gibt es nicht mehr. Die Übergänge sind fließend, die Bereiche verzahnt, eines befruchtet das andere. Und deshalb muss es uns immer wieder um Entgrenzung gehen. Ich bin eine leidenschaftliche Verfechterin des Crossover, des Spartenübergreifenden, des Interdisziplinären. Denn erst so kann Kunst wirklich multimedial werden, was ja gerade für das Theater...