In Garagen und auf Dachterrassen
Wie sich in Mexiko das Bühnenbild durch die Neuverortung des Theaters an „Nicht-Orten“ verändert
von Mónica Raya
Erschienen in: Theater der Zeit Spezial: Mexiko (03/2015)
Assoziationen: Nordamerika
In Mexiko weist der Bereich des Bühnenbildes verschiedene Tendenzen auf. Besonders augenfällig ist derzeit, in welcher Form manche Aufführungen ihren „spektakulären“ Charakter abgelegt und sich in die Zwischenräume der Großstadt begeben haben. Jedes Jahr bemühen sich Hunderte junger Menschen um die knapp bemessenen Theaterbudgets; sie organisieren sich aufgrund ihrer unterschiedlichen künstlerischen Qualitäten letztlich meist in selbstverwalteten Produktionen mit geringer finanzieller Ausstattung. Dieses Theater des Prekären tritt in Nischen auf, zwischen Mauern, in Wüsten, auf Dachterrassen oder wo es eben gerade geht. Seine Ästhetik ist auf fast naive Weise aufs Wesentliche reduziert und entspricht der politischen Realität. „Unpassende“ Räume haben so an Format und Wahrhaftigkeit gewonnen: La Madriguera (Der Bau, mittlerweile geschlossen), El Bicho (Das Viech), La Capilla (Die Kapelle), El Círculo Teatral (Der Theaterzirkel), MicroTeatro México (Mexikanisches Mikrotheater), Pasos en la azotea (Schritte auf der Dachterrasse), Carretera 45 (Schnellstraße 45), Teatro Ojo (Theater Auge), Salas de Urgencias (Notaufnahme). Dies sind einige der Theaterprojekte, die in den letzten Jahren in spärlich ausgestatteten Räumlichkeiten entstanden sind und die mit dem Pulsschlag der Stadt kommen und gehen.
Diese Neuverortung des Theaters zieht Zuschauer an, die von der Postmodernität ihrer Generation geprägt sind. Sie sind bereit dazu, jemanden von Zimmer zu Zimmer zu begleiten,...