Bisky: Wir wollen heute nicht Die Maßnahme und nicht Die Perser erklären, wir wollen über Hintergründe eines Stücks reden, das von Berufsrevolutionären handelt. Also einer seltsamen Gattung von Menschen, deren Job es ist, die Revolution zu organisieren.
Ich freue mich sehr, dass Gerd Koenen aus Frankfurt nach Leipzig gekommen ist, um mit mir über Radikalisierung in der kommunistischen Bewegung und über die Rolle der Literatur dabei zu reden. Gerd Koenen gehört zu den wichtigsten Historikern dieses Landes, und im vergangenen Herbst ist von ihm ein Buch erschienen: Die Farbe Rot. Ursprünge und Geschichte des Kommunismus. Dieses Buch spannt den Bogen denkbar weit: von Ursprungserzählungen der Menschheit bis in die Gegenwart, bis in unsere postkommunistische Situation. Herr Koenen, von Berufsrevolutionären handelt Die Maßnahme. Ist das ein Job in dem Moment, als Karl Marx anfängt, das Manifest der Kommunistischen Partei zu schreiben?
Koenen: Ja, er tut das im Namen eines „Bundes der Kommunisten“. Das ist ein halber Geheimbund, ganz in der Tradition der französischen Geheimbünde der Zeit. Deren prominenteste Figur war in den späten dreißiger Jahren des 19. Jahrhunderts Auguste Blanqui, der 1839 einen Aufstand gegen den Bürgerkönig zu organisieren versuchte. In seiner „Gesellschaft der Jahreszeiten“ gab es schon Eingangsrituale:...