4.2.1 Im Zweifel sag einfach Ja. Akzeptieren dynamisiert die Szene
von Dan Richter
Erschienen in: Improvisationstheater – Die Grundlagen (10/2018)
Manchmal wird die Realität zwar nicht verneint, wohl aber die Dynamik der Szene.
A: „Mama, gehen wir nachher schwimmen?“
B: „Ronnie, ich habe Kopfschmerzen. Das wird heute nichts.“
Selbst wenn die Spielerin das Angebot „Lass uns Schwimmen gehen“ abwehrt, lässt sich die Szene durchaus noch weiterspielen. Leider wissen wir an dieser Stelle zwar nur, was nichtgetan wird, aber wir wissen immer noch nicht, was getan werden soll. Statt Schwimmen müssen wir nun etwas anderes finden. Das ist nun nicht unbedingt ein Problem, da es in Szenen so gut wie nie um die Handlung per se geht, sondern um das, was sich zwischen den Figuren abspielt. Aber das Gegenangebot „Kopfschmerzen“ katapultiert die Mama-Figur ins Abseits, so dass es schwierig sein wird, überhaupt eine Tätigkeit zu finden.
Und dennoch behaupte ich, dass, wenn dieses Angebot nicht aus Angst heraus gemacht wurde, die Szene oder Story durchaus interessant werden könnte. Stellen wir uns vor, Ronnie geht nun als Konsequenz mit seiner Freundin Lisa schwimmen und wird auf dem Weg dahin entführt. Die Mutter bekommt einen Erpresseranruf vom Entführer und beginnt nun, nach ihrem Sohn zu suchen und ihn zu befreien – mit Kopfschmerzen! Und wenn wir dann am Ende erfahren, dass...