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Reisebüro Rinck: Prinzeninsel vor Moloch-Tapete
von Monika Rinck
Erschienen in: Theater der Zeit: Theater ist kein Wettrennen – Barbara Frey am Schauspielhaus Zürich (01/2018)
Auf den Inseln jenseits der Zeit sei keine Zuflucht zu finden, sagte der Kritiker vor zwanzig Jahren, immer das weiße alte Hotel am Hang der Insel vor Augen, den Seeblick, die Terrasse, die lava-artigen Blütenfälle der Bougainvilleen. Alle Stunde kommt ein Schiff, das letzte legt gegen 19 Uhr ab, dann bleibt die Insel in einem beruhigten Leben zurück und kühlt ab. Etwas Ermattendes geht von ihr aus. Die Pagen lungern, die Portiers haben über den Papieren die Hände zusammengelegt. Die Erinnerung steht noch an der Schleuse, durch die sie einmal ging. Zwanzig Jahre später nimmt sich der Kritiker ein Zimmer auf der Insel und sieht seine Wünsche nur noch in der Vergangenheit erfüllt, nicht aber in der Gegenwart. Leise tritt er auf die Veranda und schaut auf das Marmarameer.
„Merkwürdig, dass wir untereinander nie vom Gärtner sprachen. Wir hatten die Zeit so eingestellt, dass eine Sache nur einem von uns widerfuhr. Wir glaubten, die dunklen Gefühle, die an die Oberfläche stiegen, kaum dass der Gärtner auftauchte, stießen nur uns selbst zu, jeder wich dem Blick des anderen aus und schaute in die Ferne“, schreibt Sema Kaygusuz in ihrem Buch „Schwarze Galle“, das 2013 in der Übersetzung von Sabine Adatepe auf...