Die goldenen Jahre
Erschienen in: Zeitgenoss*in Gorki – Zwischenrufe (03/2023)
Meine goldenen Jahre beim Gorki haben einen Vorlauf. Wir spielten Theater, wir kamen von Schauspielschulen, von der Statisterie des Schiller-Theaters und der Deutschen Oper in Berlin, aus Werkstätten für Pantomime, Tanz, Film, bildender Kunst und hatten uns damit seelisch wie gesellschaftlich seit 1967 in Bewegung gesetzt.
Die Golden Gorkis gründeten wir – eingeladen vom Gorki – 2009 als die Gruppe der „Theateralten“ am Maxim Gorki Theater. Mit dem Ensemble der Golden Gorkis haben wir unserem Verschwinden Theaterselbermachen entgegengesetzt. Stückentwicklungen, in denen wir versuchten, bei uns selbst und zugleich auf der Höhe der Zeit zu sein. Jetzt ganz bewusst am Gorki, an einem Stadttheater und mit diesem Gorki, bis heute sehnsüchtig nach Relevanz, verknüpft.
Wir sind Durchgangsmenschen, fast Überwundene. Alle treten irgendwann in diese Zone ein. Wir sind angejahrt wie die künstlerischen Prozesse, mit denen wir uns spielerisch beschäftigen: Betrachten, Staunen, Anhalten, Versenken, Nachfassen, Fantasieren, Beeindrucken, Kleines groß machen und Großes klein, Sichtbarsein und -bleiben. Das Publikum möchte auf seinem Beutefang hinter unsere Vorhänge sehen: Altersglühen ist angesagt. Auch in unserer Stückentwicklung Golden Love (2014). Spielerische Annäherungen an die ersten und die letzten Dinge im Leben. Immer umkreisen wir das Unnahbare, das Spirituelle, und das Faktische. In Das letzte Zimmer (2017)...