Lampenfieber kennen die jungen Spieler und Musikanten kaum. Verwandte, Freunde und Bekannte schauen zu, als sie am vorletzten Ferientag im August im soziokulturellen Zentrum Steinhaus in Bautzen die Ergebnisse ihres Sommercamps präsentieren. Sprechtheater, Tanz und Musik umfasst das knapp halbstündige Programm. Es ist zwar nicht mehr ungewöhnlich, dass Schüler verschiedener ethnischer Herkunft gemeinsame Projekte angehen. Die Mischung fällt dennoch auf.
Hauptdarstellerin in dem kleinen, an das Rotkäppchen-Märchen angelehnten Theaterstück ist beispielsweise die aus Syrien stammende Rafa Takedin. Vor drei Jahren erst floh ihre Familie nach Deutschland, aber nur gelegentlich erinnern sprachliche Unebenheiten an ihre ausländische Herkunft. Dieser kleine Auftritt hat eine Vorgeschichte im Jahr 2017, als erstmals ein Festival unter dem Titel „Willkommen anderswo“ geflüchtete und einheimische Jugendliche am Deutsch-Sorbischen Volkstheater Bautzen zusammenführte. Bereits damals im Herbst sprach Intendant Lutz Hillmann von einem „Soziotheatralen Zentrum“, das er gründen wolle. Auch er stand unter dem Eindruck der Geschehnisse in Bautzen, als 2016 jugendliche Flüchtlinge von Nazigruppen verfolgt wurden und es zu Zusammenstößen zwischen ihnen auf dem Kornmarkt kam. Das Steinhaus diente damals als Zufluchtsort.
Ein „anderes Signal“ solle von Bautzen ausgehen, sagte Hillmann im Juni dieses Jahres, als das Zentrum einen Namen und einen Sitz bekam. Thespis heißt es, benannt nach...