Das Theater leben: DIE HANDLUNG
21 Polizei Theater II
von Julian Beck
Erschienen in: Das Theater leben – Der Künstler und der Kampf des Volkes (05/2021)
POLIZEI THEATER II
Paris, Februar 1970. Gedanken im Streifenwagen:
Voll auf den Mund, mit der rechten Faust, dieser Hand der freien Bourgeoisie: die Faust des Polizisten. Wir sind in Frankreich, aber ich denke an den Irak, wo sie letzte Woche vierzehn Drogenschmuggler hängten! Ich denke an deine Ehre, o Herr, und des Menschen Ehre, und die Schande unserer Pfuscherei, die unmoralischen Verfehlungen, die Löcher, in die das Leben fällt, so wie die Gehängten fallen. Der Polizeistaat. In diesem Land können sie dich zwölf Tage festhalten, wegen nichts, zur „Feststellung deiner Identität“, zur „Untersuchung“: Mehr als drei oder vier Leute zusammen auf der Straße (oder in der Metro) sind eine Versammlung und können wegen Teilnahme an einer illegalen Demonstration verhaftet werden. Deshalb hat die Masse in Frankreich keine Stimme; aber der Bourgeoisie – sogar den Armen – wird eingeredet, Frankreich wäre frei. Aber wir erkennen dich als das, was du bist, Frankreich und all deine Schwestern, verdeckte Neo-Faschisten seid ihr.
Paris, 2. Februar 1970. Die Geschichte: Die Metropreise steigen wieder, neunzig Prozent mehr in zwei Jahren! Wer zahlt das? Wer verdient daran?
Ein Arbeiter fährt jeden Tag mit der Metro zur Arbeit, hin und zurück, zwölf Mal die Woche, zwölf Stunden...