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Musik
Broadway-Gefühle und Provinzlärm
Erschienen in: Theater der Zeit: Übermaß und Aberwitz – Der Schauspieler Bernd Grawert (02/2013)
Eclat, das Stuttgarter Festival für Neue Musik, hat sich längst als musiktheateraffine Alternative zu den großen Neutöner-Sausen in Donaueschingen und Witten etabliert. Weil aber alle beim Stichwort Eclat Sprengkräftiges oder gar Umstürzlerisches erwarten, wird der künstlerische Leiter Hans-Peter Jahn nicht müde zu betonen, dass es ihm um „feinere Nuancen“ des französischen Begriffs geht – wie etwa „Aufschein“ oder „Glanzklang“. In seinem 30. und letzten Jahr an der Eclat-Spitze fächert er noch einmal kaleidoskopartig sein Prinzip größtmöglicher Offenheit auf. Vertreten sind jüngere Szenelieblinge wie Jörg Widmann und Matthias Pintscher, aber auch große Altvordere wie Hans Zender und Helmut Lachenmann. Fast zwanzig Uraufführungen bietet Eclat, darunter ein zentrales Musiktheater-Projekt des Karlsruher Komponisten Markus Hechtle.
Das Kurt Weill Fest Dessau widmet sich nach Berlin und Paris nun der letzten Lebensstation des Komponisten von 1935 bis 1950: New York. Für manche, die Weill als kongenialen Brecht-Mitstreiter bei der „Dreigroschenoper“ schätzen, sind seine Broadway-Werke noch immer mit dem Hautgout der Unterhaltungsmusik behaftet. Der Komponist sah es anders: „Die Furcht vor dem Trivialen“, schrieb er 1948, „ist eines der größten Hindernisse für den modernen Künstler; es ist der Grund, warum die ‚moderne Musik‘ sich mehr und mehr vom wirklichen Leben, von den echten Gefühlen...