4.3.1 Akzeptiere deine Ideen und Impulse
von Dan Richter
Erschienen in: Improvisationstheater – Die Grundlagen (10/2018)
Solange du einigermaßen wach bist, wird dir immer etwas einfallen. Unser Problem ist nicht, dass uns nichts einfällt, sondern dass wir unseren Ideen und Assoziationen nicht vertrauen. Wir fürchten, dass sie zu dumm, zu banal, zu offensichtlich, zu obszön sind.
Der Witz ist nur: Wir brauchen überhaupt nicht schlau, originell, witzig überraschend oder brav zu sein. Wir müssen einfach nur auf das reagieren, was vor uns liegt.
In einem Kurs gebe ich den Spielern folgende Solo-Aufgabe: „Betritt die Bühne und wasche dir die Hände. Tu das bitte in einem bestimmten Beruf. Dieser Beruf muss nicht für uns erkennbar sein. Er soll lediglich für dich stimmen. Dabei hast du eine bestimmte Emotion, weil dir kurz zuvor jemand etwas gesagt hat.“
Drei Spieler spielen nacheinander die Übung. Dann ist Ellen dran. Sie zögert. Nach zwanzig Sekunden betritt sie resigniert die Bühne: „Mir fällt nichts ein.“
„Was war dein erster Gedanke, als du ‚Beruf‘ gehört hast?“
„Krankenschwester.“
„Dann spiel eine Krankenschwester.“
„Aber Ayshe hatte schon ,Ärztin’.“
„Na und?“
„Ist das nicht zu nah dran?“
„Finde ich nicht. Und selbst wenn du ebenfalls eine Ärztin gespielt hättest – es wäre ja interessant, wie du die Ärztin darstellst.“
„OK“, sagt sie, immer noch ein wenig...