Ein Forschertrupp, der aus dem Nebel kommt. Sieben Archäologen aus der Zeit nach der „Großen Einsicht“, einer Zukunftsära, in der nur noch Freundschaft und Wohlwollen herrschen, unternehmen eine Expeditionsreise in die Vergangenheit. Stolpern durch eine deutsche Trümmerlandschaft. Suchen in den Ruinen nach Spuren einer früheren Zeit, nach Funden, die „vom falschen Denken einer primitiven Kultur“ künden. Entdecken den Bonner Kanzlerbungalow und werden alsbald von den Dämonen dieser Epoche befallen – beginnen zu tanzen, zu zucken, zu brüllen. Sie streiten sich, entwickeln bizarre Leidenschaften, verwandeln sich in Figuren jener Zeit. Mit dieser science-fiction-artigen Rahmenhandlung geleitet uns Lukas Bärfuss in sein neues Stück „Der Elefantengeist“. Dessen Glutkern freilich ist eine feurige Abrechnung mit dem System Helmut Kohl.
Klar, dass ein Auftragswerk über den verstorbenen Altkanzler, uraufgeführt zum Einstand des Schauspielintendanten Christian Holtzhauer am Nationaltheater Mannheim, also in nächster Nähe von Kohls langjährigem Wohnsitz Oggersheim, viel Aufmerksamkeit auf sich zieht. Ein Tabubruch? Eher nicht – Johann Kresniks Tanzstück „Hannelore Kohl“, 2004 in Bonn präsentiert, ging da krasser zur Sache. Im Mannheimer „Elefantengeist“ kommt zwar das Wort „Bimbes“ vor, Kohls Lieblingswort für sein „täglich politisch Brot“, doch der Name des Politikers fällt kein einziges Mal.
Sandra Strunz führt bei dieser theatralischen Grabungsarbeit Regie und...