Herr Lübbe, Sie sind jetzt in der dritten Spielzeit als Intendant am Schauspiel Leipzig. Wie war die Situation, die sie 2013 hier vorgefunden haben?
Ich kannte Leipzig bereits ganz gut, lebte von 1993 bis 2008 in der Stadt, arbeitete auch am Schauspiel, zuerst als Regieassistent bei Wolfgang Engel, dann als Hausregisseur. Als man mich im Sommer 2012 fragte, ob ich Intendant in Leipzig werden will, leitete ich das Chemnitzer Schauspiel. Die Vorbereitungszeit auf die erste Leipziger Spielzeit von einem Jahr war extrem kurz. Vor allem eines wurde mir schnell klar, wenn ich mit Leipzigern sprach: Es ging darum, verlorenes Vertrauen in der Stadt zurückzugewinnen. Es gab zur Zeit des Wechsels nicht einmal mehr 80 Abonnenten allein für das Schauspiel. Inzwischen haben wir knapp 300, das ist sicher noch nicht genug, aber eine deutliche Tendenz. Wenn man sich umhörte, dann waren es vor allem negative Stimmungen, die auch von Leuten kamen, die gar nicht ins Theater gingen. Zum Beispiel war der Name des Theaters ein absolutes Reizthema.
Die Leipziger wollten kein Centraltheater?
Nein, sie wollten ihr Schauspiel Leipzig. Das waren schwierige Stimmungslagen, auf die ich reagieren musste. Für mich persönlich war es nicht die primäre Frage, wie das Theater heißt, aber...