Versionen von Freiheit
von Julius Heinicke
Erschienen in: Recherchen 148: Sorge um das Offene – Verhandlungen von Vielfalt im und mit Theater (05/2019)
Assoziationen: Juliane Rebentisch
Mbembe greift in Politik der Feindschaft244 den Begriff der Entähnlichung zwar nicht auf, gibt aber entscheidende Hinweise, in welche Richtung sich dessen philosophische Dimension entfalten kann, aufgrund derer dann ästhetische Überlegungen abgeleitet werden können. Ausgangspunkt ist die Feststellung, dass im gegenwärtigen Denken, „alles, was nicht man selbst ist, für nichts erachtet“ wird.245 Aus dieser Grundannahme heraus dienen die Grenzen der gegenwärtigen Welt, so führt er weiter aus, mehr der Abschottung denn der Überquerung. Mbembe spiegelt die Situation der Menschen wider, die sich ohne Visum nicht nur nicht frei bewegen können, sondern schlimmer noch, aufgrund zum großen Teil kolonialer Strategien, Kriege oder anderer Katastrophen ihre Länder verlassen müssen und an nicht überwindbaren Grenzen gnadenlos zum Scheitern verurteilt sind. Er erhebt seine Stimme für diejenigen, die das Land ihrer Geburt verlassen müssen und denen oftmals Tradition und Kultur im Zuge der Kolonialisierung genommen wurden, und folgert: „Unter diesen Umständen könnte es sein, dass man im Grunde Bürger gar keines bestimmten Staates ist.“246
Diese Staatenlosigkeit geht allerdings – so folgert er weiter – mit einer Freiheit einher, die jedoch einen radikalen Tribut einfordert, nämlich das Land, in welchem man geboren wurde, nicht nur zu verlassen, sondern sich diesem auch zu...