Theater der Zeit

Recherchen 148

Sorge um das Offene

Verhandlungen von Vielfalt im und mit Theater

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Vorwort

Sie kommen aus dem Norden. Die Grenze ist löchrig, und Schlepperbanden besorgen den Rest: zu Fuß, über das Land, herunter vom Hochplateau, aus den angrenzenden Nachbarländern, Zimbabwe, Mosambik, Angola, aus Zentralafrika, dem Kongo, aber auch aus dem Nordwesten, Senegal, Elfenbeinküste. Sie kommen aus dem Süden. Zu Fuß, durch die Wüste, überqueren Landesgrenzen des Kontinents, aus Nord-, Ost- und Zentralafrika, Eritrea, Somalia, dem Sudan, ein lukratives Geschäft für die Schlepperbanden. Denn sie müssen weiter über das Wasser, das Meer der Toten, heutzutage die gefährlichste Route der Welt. Das Ziel derer aus dem Norden ist Südafrika. Sie leben in den Townships, deren Armut, Gewalt und Kriminalität. Dort nennt man sie „Aliens“. Sie sind die untersten in der menschenverachtenden Hierarchie, arbeiten hart und …

Zum Geleit

Die darstellenden Künste verstehen sich, wenn man den jahrzehntelangen O-Tönen insbesondere aus den deutschen Stadt- und Staatstheatern Glauben schenken darf, als Hort und Ort der Selbstvergewisserung und Selbstverständigung in und …

von Wolfgang Schneider

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Kapitel 1: Einleitung und Überblick. Verhandlungen von Vielfalt im und mit Theater

Ein südafrikanisch-deutscher Einstieg

Dem Prolog – ein Artikel, der im Monatsmagazin Theater heute im Februar 2015 veröffentlicht wurde – liegen erste Beobachtungen zum Themenfeld Verhandlungen von Vielfalt mit und im Theater zugrunde. Er …

von Julius Heinicke

Rassismus und Blackfacing im Theater

von Julius Heinicke

Die Frage, wie nun eigentlich Geflüchtete auf der Bühne dargestellt werden sollen, nährt eine seit Monaten lodernde Debatte um Blackfacing, entflammt durch die provokative Aufführung von Brett Baileys Exhibit B …

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Theater und Vielfalt in der Rainbow Nation

Auf den ersten Blick schaut Theaterschaffen in beiden Ländern auf ganz unterschiedliche Traditionen und Bedeutungsgefüge zurück. Die präkolonialen Gesellschaften Südafrikas nutzten ein weitaus größeres Spektrum an performativen Traditionen als ihre …

von Julius Heinicke

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Von Hegels kolonialer Metapher zur Ästhetik

Aus kunst- und kulturwissenschaftlicher Sicht erscheint es sinnvoll, die kritische Befragung der Phänomenologie des Geistes hinsichtlich kolonialer Mechanismen auf die Vorlesungen über die Ästhetik auszuweiten, was bis dato nicht geschehen …

von Julius Heinicke

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Ästhetik in der afrikanischen Kritik

Seit einiger Zeit steht der Begriff der Ästhetik in der Kritik, andere Kultur- und Wahrnehmungstraditionen zu überlagern, zu missverstehen oder schlichtweg nicht zu begreifen. Wieso sollte ein Konstrukt abendländischen Denkens …

von Julius Heinicke

Liminale Ästhetik/Aisthesis: Die Vreemdeling

Matthias Warstat weist in seiner Habilitationsschrift Krise und Heilung. Wirkungsästhetiken des Theaters (2010) darauf hin, dass die dichotome symbolische Ordnung des Abendlandes bereits von amerikanischen „feministisch orientierten Performerinnen“, aber auch …

von Julius Heinicke

Kapitel 2: Unter Hegels Fittichen. Bürgerliche und koloniale Identität im Theater

Koloniales Begehren

Nicht nur Marx und Engels greifen im Kommunistischen Manifest,105 das im Arbeitspotenzial des Knechts ein Überlegenheitsmoment gegenüber dem Herrn sieht und somit das Spannungsverhältnis als Motor des Klassenkampfs begreift, auf …

von Julius Heinicke

Rezente Ästhetikdiskurse unter Hegels Fittichen

Auch heutzutage deuten wissenschaftliche Auseinandersetzungen, die Hegels Philosophie für gegenwärtige Theater- und Ästhetikdiskurse heranziehen, dieses Potenzial der Hegel’schen Ästhetik zwar an, unterstützen jedoch in erster Linie die bürgerlich-koloniale Dimension seines …

von Julius Heinicke

Kapitel 3: Vom postkolonialen Diskurs zur Ästhetik der Entähnlichung

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Versionen von Freiheit

Mbembe greift in Politik der Feindschaft244 den Begriff der Entähnlichung zwar nicht auf, gibt aber entscheidende Hinweise, in welche Richtung sich dessen philosophische Dimension entfalten kann, aufgrund derer dann ästhetische …

von Julius Heinicke

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Kapitel 4: Kulturpolitik als Sorge um das Offene

Kulturpolitik und kulturelle Bildung

Teilhabe an Kultur ist in hiesigen Breitengraden seit jeher ein wichtiges nicht nur kulturelles, sondern auch politisches und pädagogisches Gut. So haben Kulturinstitutionen in Deutschland seit Jahrhunderten eine bedeutende Funktion …

von Julius Heinicke

Vorbild Südafrika?

Seit dem Ende der Apartheid verfügen die Theaterhäuser wie zum Beispiel das State Theatre in Pretoria, das Soweto Theater und das Market Theatre in Johannesburg, das Baxter-Theatre oder das Art …

von Julius Heinicke

Potenziale der Digitalisierung

Nicht nur die Zunahme an Lebensentwürfen und Kulturgeschichten erfordert neue kulturpolitische Strategien innerhalb der Theaterlandschaft. Entschlossen hält auch die Digitalisierung Einzug in das kulturelle Feld, fordert gleichwohl einen Tribut, welcher …

von Julius Heinicke

Kapitel 5: Agentin kultureller Vielfalt oder Akteurin der „intercultural mafia“?

Epilog: Verschiedenheit als Gleichheit

Was bleibt am Ende der Überlegungen über die Verhandlungen von Vielfalt mit und im Theater? In erster Linie geht es um Sensibilisierung gegenüber vielfältigen Lebensentwürfen, Lebensgeschichten und kulturellen Traditionen: Die …

von Julius Heinicke

Danksagung

Die Arbeit ist zu großen Teilen während meiner Zeit im ERC-Projekt „The Aesthetics of Applied Theatre“ unter der Leitung von Matthias Warstat am Institut für Theaterwissenschaft der Freien Universität Berlin …

von Julius Heinicke

Anhang

Theaterproduktionen, Performances und Festivals

A Dance of the Forests (Text und Regie: Wole Soyinka), Premiere anlässlich der Feierlichkeiten der Unabhängigkeit Nigerias in Lagos (1960). Animal Farm (Text: George Orwell, Regie: Neil Coppen), Premiere: Market …

Bibliographie

Adorno, Theodor W./Horckheimer, Max: Dialektik der Aufklärung, Frankfurt am Main 1995 (1947). Ahmed, Sarah: The Cultural Politics of Emotion, Edinburgh 2004. Arendt, Hannah: Was ist Politik?, München 2003. Arendt, Hannah: …