Theater der Zeit

Magazin

Leidenschaft und Abschied

Christine Gabsch und Wolfgang Adam standen seit fast einem halben Jahrhundert gemeinsam auf der Bühne – jetzt sagen sie Adé

von Michael Bartsch

Erschienen in: Theater der Zeit: Volksbühne Neu (11/2021)

Es sei zwar „manches dabei“, aber ihr Privatleben spiele sie nicht auf der Bühne, antwortet Christine Gabsch auf die Frage, wie viel Authentisches in der Chemnitzer Inszenierung von Ernest Thompsons „Das Haus am See“ durchschimmere. „Meine Frau würde sagen ,viel‘“, hatte ihr Bühnen- und Lebens­partner Wolfgang Adam zuvor lächelnd ge­äußert. Solche unterschiedlichen Akzente aber muss man schon herausfordern bei einem Paar, das seit einem halben Jahrhundert gemeinsam auf der Bühne und in der gemeinsamen Küche steht. Wo „die Suppe gerne mal überkocht“, wenn beide naturgemäß einmal nicht einer Meinung sind.

Das sind sie auch in der seit Mai auf dem Chemnitzer Spielplan stehenden Abschiedsinszenierung nicht, die wie für diesen Anlass und das außergewöhnliche Paar geschrieben scheint. Ein Vorschlag, auf den ­Regisseur Philipp Otto dankbar einging, nachdem beide schon in Henning Mankells „Treffen am Nachmittag“ als ein langjährig verheiratetes Paar auf der Bühne standen. ­Einem lange geübten Ritual folgend ziehen beide sommers in das „Haus am See“ ein. Die Liebe des Paares ist noch nicht verschlissen, spürt man. Aber der ehemalige Professor kämpft mit seinen Schrullen und seinen 80 Jahren, Familienkonflikte und sein nachlassendes Gedächtnis holen ihn ein. Integrierende, aber ebenso bestimmte und bestimmende Kraft ist seine Frau.

Die Schauspielerin Christine...

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