Ist Schiller aktuell oder doch schon historisch? Vielleicht weder das eine noch das andere. Am Nationaltheater Mannheim hat man eine andere, treffende Zuordnung gefunden: zeitlos. Während mancher Künstler dem Reflex verfällt, die Diskussion um die Selbstbestimmung des Menschen allzu schnell auf die Überwachungsmechanismen der digitalen Spätmoderne zu beziehen, zeigen die Aufführungen bei den diesjährigen Schillertagen Freiheit als Urthema des Individuums selbst.
Dass sie in den Dramen des Dichters der Weimarer Klassik gerade jenen abhandenkommt, die vermeintlich am ehesten über sie verfügen, offenbart ihre Nähe zum Begriff der Verantwortung. Herrschaft bringt nicht zwangsläufig mehr Handlungsspielraum, sondern wirkt wie ein sich immer weiter zuschnürendes Korsett, wie auch Elisabeth in Andreas Kriegenburgs Inszenierung der „Maria Stuart“ (Münchner Kammerspiele) feststellen muss. Entgegen traditionellen Lesarten gelingt es dem Regisseur, von Anfang an die Sympathie auf die ungeliebte englische Königin, zerrissen zwischen Volkswillen und humanistischer Gesinnung, zu lenken. Sowohl sie als auch ihre mit Schönheit assoziierte, titelgebende Antipodin befinden sich abwechselnd vor derselben Kulisse: Mauerwände umgeben den Bühnenraum als eindrucksvolles Gefängnis zweier Frauen, die beide nicht über ihren Schatten springen können. Leider bleibt das Spektakel selbst zu sehr seiner eigenen Statik verhaftet. Mehr Mut zu starken Bildern jenseits der monumentalen Begegnungsszene der beiden Diven am Höhepunkt...