11. Lass dich verändern
von Dan Richter
Erschienen in: Improvisationstheater – Die Grundlagen (10/2018)
Veränderung ist der Kern von Geschichten. Charaktere verändern sich emotional, sie verändern ihre Sicht auf die Dinge, sie verändern ihre Verhaltensweisen, sie gewinnen oder verlieren. Jede Szene, die wir improvisieren, ist eine Mini-Geschichte, die manchmal Teil einer größeren Gesichte oder eines improvisierten Stück ist. In der Konsequenz bedeutet das, wir brauchen permanent Veränderung. Denn wenn sich niemand verändert, bleibt die Szene starr und die Story bleibt stehen.
Sich verändern zu lassen, klingt zunächst leicht, aber häufig sind Impro-Spieler zu sehr in ihre Figur verliebt. Man mag dann die bizarre Hochstatus-Polizistin so sehr, dass man gar nicht mehr loslassen möchte. Der Weigerung, sich zu verändern, liegt eine Angst vor Kontrollverlust zugrunde. Die Fähigkeit, zu den Angeboten des Partners „Ja“ zu sagen, ist banal im Vergleich zur Bereitschaft, sich als Improvisierer wirklich zu verändern.
Um die eigene Figur zu verändern, muss man als Spieler selbst veränderbar bleiben, was wiederum bedeutet, dass man zu seinen Figuren und Emotionen ein flexibles Verhältnis findet. Im schlechtesten Fall reagieren Spieler zu sehr, wie sie es für „realistisch“ halten oder wie „man selber“ reagieren würden, was dann darauf hinausläuft, dass sie sich nie verändern. Um sich zu verändern, braucht man aber nicht unbedingt einen „realistischen“ Grund, man...