Oberammergau
von Anne Fritsch
Erschienen in: Theater unser – Wie die Passionsspiele Oberammergau den Ort verändern und die Welt bewegen (04/2022)
Oktober 2019. Ich sitze mit einem Croissant und einer Thermoskanne voll Tee im Zug nach Oberammergau, auf einem meiner ersten Rechercheausflüge ins Oberland, bin verabredet zu allerlei Gesprächen. Es ist ein sonniger Herbstmorgen. Covid-19 gibt es noch nicht, die Premiere der 42. Passionsspiele ist für den Mai 2020 geplant, die Einladungen sind verschickt, die meisten Tickets verkauft. Oberammergau befindet sich im Vorbereitungsmodus. Der Bühnenbildner Stefan Hageneier wird mich durchs Passionstheater und die Werkstätten führen, mir seine Entwürfe und die Bühne zeigen. Markus Zwink, der Musikalische Leiter, wird mir erklären, wie er mit dem jahrhundertealten musikalischen Erbe umgeht und wieso die Kinder in Oberammergau gratis Musikunterricht bekommen. Ich werde Monika Lang kennenlernen, die mir in ihrem Wohnzimmer erzählt, wie sie mit ihren Mitstreiterinnen jahre- oder eher jahrzehntelang für die Gleichberechtigung der Frauen in der Passion gekämpft hat.
Über Unterammergau nach Oberammergau
Von München geht es mit dem Regionalzug nach Murnau, am Ufer des Starnberger Sees entlang Richtung Süden. Was Arbeit ist, fühlt sich an wie ein Ausflug. Raus aus der Stadt, hinein ins Oberland. Die Sonne glitzert auf dem See, außer mir sitzen Wanderer und Bergsteigerinnen im Zug. In Murnau steige ich um in den kleinen, eigentlich winzigen Pendelzug, der mich...