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24. September 1977

Adolf Dresens Stimme trug weit, aber so weit, daß er von Wien aus mit uns in Ostdeutschland hätte diskutieren können, so weit trug sie nun wiederum nicht. Folglich mußte ein Treffen organisiert werden. Seine Meinung wurde gebraucht. Er stand im Zentrum unserer Debattierrunde, er hatte uns zur Lektüre jener Autoren angespornt, mit denen er sich gerade auseinandersetzte, Kant, Hegel, Einstein, Popper, Gadamer, Chargaff und natürlich immer wieder Karl Marx. Er bombardierte uns mit Manuskripten, prallvoll mit Gedanken zu diesen Autoren, und erbat sich qualifizierte Gespräche dazu. Widerspruch war ihm willkommen, aber Wehe, der eine oder der andere verriet durch lückenhafte Sachkenntnis, daß er wieder zu faul zum Lesen gewesen war! Ich glaube, Dresen war es auch, der mir die Schrift eines damals ungenannten Verfassers in die Hand drückte, die unter dem Titel „Zur Kritik des real existierenden Sozialismus“ kursierte. Das war ein Text nach seinem Geschmack, eine Herausforderung, ein Denkangebot, über das wir uns Tage und Nächte lang die Köpfe heiß redeten.

Nun hielt sich Dresen mit offizieller DDR-Genehmigung weit weg in Wien auf, und wir wollten ihn sehen. Außerdem wollten wir mit ihm über die Verhaftung des unterdessen als Urheber jener Schrift bekannten Rudolf Bahro...