13. Kapitel
Erschienen in: Die Rampe oder An der Lethe wachsen keine Bäume (06/2013)
Kramer hat lange geschlafen. Es ist bereits Nachmittag. Sein Körper schmerzt. Das Telefon klingelt. Wilnow meldet sich. In seiner Nachtwache hätte er dunkle Körper durch die Mischstation laufen sehen. Es könnten Wanderratten sein. Wenn er sich überzeugen wolle, dann müsste er nächste Nacht in der Mischstation Position beziehen. Von der Treppe aus hätte er eine gute Sicht, und sollte es spannend werden, könnte er mit einer halben Drehung den Schalter betätigen, um Licht zu machen. Noch besser wäre es, er würde das Nachtsichtglas mitnehmen, dann könnte er die Bande bei ihrem nächtlichen Tun in aller Ruhe beobachten.
Die Nacht ist still; auch in den Gebäuden ist es ruhig. Er tritt in die kühle Nacht hinaus. Das Mondlicht liegt bleich auf den Fenstersimsen. Langsam geht er zur Mischstation hinüber. Vorsichtig öffnet er die Tür und tastet sich im Dunkeln zur Treppe. Oben angekommen sitzt er wie auf einem Jagdstand. Erlegen will er nichts, aber die Umgebung beobachten. Wenn sie sich zeigen sollten, muss er handeln. Ist es eine Warnung oder nur der Todesatem, der sie anlockt?
Er wartet. Seine Gedanken beginnen zu kreisen. Davonlaufen wird er nicht. Er darf den Männern nichts durchgehen lassen. Sie müssen ihm folgen. Noch wagen sie...