Magazin
Leuchte, Laterne
Théâtre du Soleil: Les Naufragés du Fol Espoir. F 2013, 3 DVDs, 37 EUR
von Lena Schneider
Erschienen in: Theater der Zeit: Je suis Charlie (02/2015)
Dieser Film von Ariane Mnouchkine, der Grande Dame und großen Träumerin des Welttheaters, ist kein Film. „Les Naufragés du Fol Espoir“ (Die Schiffbrüchigen der Verrückten Hoffnung) ist eine Liebeserklärung. An das Theater, natürlich, aber ebenso an seinen jüngeren Bruder, das Kino. Und vor allem an die, die verrückt genug sind, sich in widrigsten Umständen, in Seenot, im Angesicht von Krieg, von Vertreibung, Armut und Verlust oder auch nur in vergleichsweise läppischen Krisenmomenten des Kino- oder Theatermachens, das Hoffen nicht austreiben zu lassen. Und weil Hoffnung bei Mnouchkine immer an Gemeinschaft, an die Möglichkeiten des menschlichen Miteinanders gebunden ist, ist „Les Naufragés“ auch eine Liebeserklärung an – nun ja, Solidarität.
Das alles klingt in der Verschrumpfung nach staubigem Pamphlet, ist aber im Zuschauen lebendig, wach, mitreißend. Mnouchkine ist eine rasante Geschichtenerzählerin, und „Les Naufragés“ erzählt drei Geschichten zugleich, mindestens. Drei Kinder von heute, eins davon krank im Bett, lesen einen Wälzer von Jules Verne. Ein Filmteam hat sich in der Vorkriegszeit im Jahr 1914 in einer guinguette, einem Ausflugslokal, verschanzt und dreht einen Stummfilmstreifen (auch auf der Grundlage von Jules Verne). Der Film ist die dritte Ebene: Ein Passagierschiff reist 1899 in Richtung Australien. „Verrückte Hoffnung“ heißen guinguette und Schiff,...