Magazin
Im Gemeindesaal
Das theater 89 startet in Berlin-Moabit neu
von Martin Linzer
Erschienen in: Theater der Zeit: Aleksandar Denic: Realität des Absurden – Bühnen für Castorf in Berlin und Bayreuth (06/2013)
Assoziationen: theater 89
Torstraße 216 war früher, jetzt heißt es: Putlitzstraße 13, das ist an der Putlitzbrücke, also zwischen den U-Bahnhöfen Westhafen und Birkenstraße, und das ist Moabit, ein alter Berliner Kiez mit Tradition. Der neue Ort des theater 89 ist ein Glücksfall für ein (Off-) Theater, das auch älteren Berlinern ein gewisses Quantum an Gemütlichkeit und nostalgischem Flair nicht vorenthalten möchte.
Der Zuschauerraum in der Putlitzstraße ist ein ehemaliger Gemeindesaal, im April 1905 eröffnet als Herzstück des „Evangelischen Heilands-Gemeinschaftshauses Putlitzstraße 13“. Zwei fromme adlige Schwestern waren hier diakonisch und missionarisch tätig, sie haben sich um Frauen und Kinder gekümmert, Bibelstunden für jedermann und „Trinkerrettungsabende“ veranstaltet. Der im Erdgeschoss des Quergebäudes liegende Saal, zweigeschossig mit Empore, erweist sich auch für eher weltliche Zwecke als geeignet; stimmungs- und ausdrucksvoll durch seine lichte Höhe, kann er für theatralische Veranstaltungen flexibel genutzt werden und ist ausgesprochen zuschauerfreundlich eingerichtet.
Das theater 89, kurz vor der Wende ausgebrütet im ehemaligen ei (Kleine Bühne des Friedrichstadtpalasts), das nun schon über 20 Jahre neue Dramatik fördert und vor dem Vergessen bewahrt, häufiger durch engagiertes Nachspielen als durch uraufführungsgeiles Vorspielen, hat in der nun abgelaufenen Interimszeit, also nach dem erzwungenen Auszug aus der Torstraße, vor allem mit dem Großprojekt „Das Ende...