Das Theater leben: DIE HANDLUNG
22 Polizei Theater III
von Julian Beck
Erschienen in: Das Theater leben – Der Künstler und der Kampf des Volkes (05/2021)
„Gegenüber Studenten gibt es keinen Pardon, man kann draufhauen, es sind schließlich feine Bürgersöhnchen. Die Polizisten mit ihrer faschistischen Mentalität erleben den Klassenkampf auf ihre eigene Weise.“ Gabriel und Daniel Cohn-Bendit: Linksradikalismus
POLIZEI THEATER III
Sie machen immer ihr eigenes. Allein ihre Anwesenheit erhöht die Spannung des Moments. Auch wenn sie in Zivil sind, tragen sie immer ein Kostüm. In Zivil spielen sie wirklich eine Rolle, ganz nach den Regeln des klassischen Theatervokabulars: Sie nehmen einen anderen Charakter an, verkleiden sich, legen eine Maske an, ahmen Gewohnheiten und Eigenschaften nach, suchen einen Rahmen, einen Hintergrund für ihre Figur. Charles Demmerle, ein Rechter, stand für ungefähr vier Jahre auf dem Gehaltszettel des FBI, kooperierte mit linken Aktivisten, legte sogar Bomben – United Fruit Company, General Motors Gebäude, Chase Manhattan Gebäude, 69th Street Armory in N.Y.C. 1969 – seine aufsehenerregenden Bombenanschläge erschütterten das internationale Gleichgewicht. Alles im Kostüm eines verrückten Linken. Dann informierte er das FBI, Leute wurden verhaftet,* die Öffentlichkeit zufriedengestellt. Er spielte sein Stück, die Rolle des Spions, des Lockvogels, Provokateurs, des Rechten, des Rächers.
Interessant ist, dass seine linken Freunde ihn in diesen vier Jahren nicht wachrütteln konnten: Weder mit der Kraft ihrer Liebe noch mit der Schönheit...