9.1 das Unbekannte in der Szene
Erschienen in: Improvisationstheater – Die Grundlagen (10/2018)
Die Angst vor dem Unbekannten zeigt sich in einer typischen Szene etwa so:
Ein Pärchen findet nachts nach einer Autopanne eine unheimliche Villa. Sie betrachten sie, laufen um sie herum, rauchen erst mal eine Zigarette, diskutieren darüber, was sie den ganzen Tag über erlebt haben. Und so vergeht endlos Zeit, ohne dass das geschieht, was jeder im Publikum sehen will: Nämlich dass die beiden die verdammte Villa betreten und dort etwas Spannendes erleben.
Ein Signal dafür, dass es Zeit ist, mutiger voranzuschreiten, ist, wenn in der Szene immer wieder verschlossene Türen etabliert werden, Figuren eingesperrt, gelähmt, gefesselt oder angeleimt sind. Unser angstbeladene Geist ist dann nämlich immerhin noch so kreativ, Szenen zu erschaffen, die Bewegung, Veränderung oder auch nur Interaktion erschweren.
Wir versperren uns dem Unbekannten nicht nur durch Blockieren, sondern auch durch physische Inaktivität, mangelndes Interagieren, mangelndes Behaupten. Das Beispiel der alten Villa zeigt, wie die Spieler sich weigern, in der Story voranzugehen. Sie entwickeln kein spielerisches Verhältnis zur „Villa“, sondern nehmen sie als quasi echte Gefahr wahr.
Die Vorsicht überwinden wir, wenn wir das Unbekannte als Kompass für die Szene nutzen:
•Was weiß ich noch nicht?
•Was interessiert mich?
•Was ist für mich...