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Kunst: Quasi-Mes
Anfangs gab es niemanden, der unter seiner Regie arbeiten wollte. Also begann John Bock, sich selbst zu inszenieren, erfand wilde Theorievortragsmöglichkeiten aus dem Koffer, drehte Filme und baute schon mal ein eigenes Schauspielhaus für die documenta 11 in Kassel. Wer vor einigen Jahren „Die malträtierte Fregatte“ im Magazin der Berliner Staatsoper gesehen hat, wird sich an ein traumatisches Ereignis mit Anne Tismer in einem hängenden Bus erinnern. Damals inszenierte er ein Hölleninferno und versetzte unsere Theatergewohnheiten ganz schön ins Schleudern. Berühmt wurde der 48-jährige Berliner mit seinen „Quasi- Mes“ (Quasi-Ichs). Das sind abgefahrene, äußerst skurrile Körperobjekte, hergestellt aus alten Strickpullovern und Secondhand-Klamotten. Wenn er sich und anderen diese „Quasi-Mes“ als zweite Haut überstülpt und miteinander verkabelt, entstehen Nähe und Form mit dem Publikum – zwei seiner künstlerischen Hauptanliegen. Noch vor Jahren brachten seine „Quasi-Mes“ als wandelnde Alter Egos aus Rasierschaum und Gurkenscheiben Museumsbesucher im MOMA zum Grübeln.
Georg Baselitz jedoch war überzeugt davon, dass die höchst seltsamen Körperskulpturen eine bemerkenswerte Anziehungskraft auch für die Bühne besaßen. Und so lud er ihn ein, das Kostümbild zu György Ligetis Kunstoper Le Grand Macabre an der Chemnitzer Oper auszustatten. Das musikalisch schwer zu spielende Werk ist ein Szenario des Weltuntergangs und spielt in...