21. Tacheles oder Tach Less?
Erschienen in: Eine Puppe packt aus – Dokumentarroman (07/2023)
Nach zwei Wochen wird es im Eimer eng, immer mehr Musikerkollegen wollen im Haus proben. Der weise Rat vom Rosenthal beschließt ein zweites, noch größeres Objekt der Begierde zu erobern. Leo, ein Musiker der Experimentalgruppe „Tacheles/West“ schlägt vor, das weitläufige Gelände des geschlossenen Kinos Camera in der Oranienburger Straße in Ost-Berlins Mitte aufs Korn zu nehmen.
Das Haus hat eine lange Abriss-Geschichte und immer wieder schaffen es Idealisten wie Leo, das Haus auch durch DDR-Zeiten zu retten. Franka besorgt einen Bolzenschneider, die Kette des eisernen Gittertores wird kurzerhand geknackt und das Kino gehört uns. Franka kennt die Räume wie ihre linke Westentasche, da sie hier bis zur Schließung des Kinos in ihrem Traumjob als Filmvorführerin arbeitete. Sie zeigt den anderen, wo sich im Keller der Hauptzähler befindet und mit dem Umlegen des Hauptschalters fließt wieder Strom.
Das Kino ist seit geraumer Zeit geschlossen, da die Volkskammer bereits seit Jahren über den Komplettabriss des geschichtsträchtigen Hauses debattiert. Kurz vor der planmäßigen Sprengung wird der noch stehen gebliebene Rest des Gebäudes am 14. Februar 1990 von der Künstlerinitiative „Tacheles“ besetzt und gerettet.
Drei Dutzend Freaks, Presse und die nicht enden wollende Party schlagen erneut zu. Die Hauptakteure der Besetzung sind neben Franka...