Musikalische Leitung
Erschienen in: Passionsspiele Oberammergau 2022 (05/2022)
Oberammergaus Passionsspiele sind untrennbar mit ihrer Musik verbunden. Bereits im 18. Jahrhundert taucht immer wieder der Begriff „Chor“ in den Textbüchern auf, meist im Zusammenhang mit Texten, die die Lebenden Bilder erklären sollen. Aber auch die bis 1800 etablierten Szenen mit allegorischen Figuren und allen möglichen Geistern der Hölle wurden von einem „Chor“ vorgeführt, doch sind hierfür weder Noten noch Komponistennamen erhalten.
Erst mit den Kompositionen des Oberammergauer Lehrers Rochus Dedler (1779–1822) bekommen wir eine Vorstellung vom musikalischen Teil und dessen Umfang bei den Passionsaufführungen. Acht Sängerinnen und Sänger standen einem zeitgenössischen Bericht zufolge auf dem Bühnengerüst am Friedhof und stellten mit ihren Gesängen in ihrer Funktion als „Schutzgeister“ oder „Genien“ mehr als 25 Lebende Bilder vor. Begleitet wurden sie dabei von einem Orchester, bestehend aus einigen wenigen Instrumentalisten aus Oberammergau und Umgebung: eine Handvoll Streicher, ergänzt um eine Flöte, zwei Klarinetten, Hörner, Trompeten und Pauken. So spartanisch besetzt, präsentierte man die Passionsmusik einem Auditorium von damals schon 4000 Besuchern.
In der aktuellen Passionsspielsaison wirken 125 Choristen und etwa ebenso viele Instrumentalisten im Orchester mit. Davon sitzen bei jeder der 110 Aufführungen 57 Musiker im Orchestergraben; im Chor singen 64 Personen pro Spieltag – die Solisten mit eingerechnet. Um all...