16.4 Humor
Erschienen in: Improvisationstheater – Die Grundlagen (10/2018)
Humor ist die heitere Gelassenheit gegenüber Missgeschicken. Das Scheitern heiter zu nehmen, ist, wie wir schon gesehen haben, eine Kernfähigkeit des Impro-Spielers. Das heißt also: Wenn wir Improtheater von dieser Seite ernst nehmen, ist es humorvoll.
Für uns bedeutet das nun nicht, dass wir unser Spielen ironisieren oder mit halber Kraft spielen sollen. Man gehe durchaus mit dem gebotenen Elan und Ernst an die Sache. Aber nimm es heiter, wenn’s schiefgeht.
Künstler, und gerade Schauspieler, neigen dazu, sich ein kleines bisschen zu ernst zu nehmen. Sie nehmen den Applaus, die Zustimmung und die Fan-Künstler-Beziehung als selbstverständlich, sie glauben, diese Art von Zuneigung stünde ihnen zu.94 Nehmt euch nicht zu wichtig. Nur weil ihr Applaus bekommt, nur weil ihr eine gute Szene improvisiert habt, nur weil euch manche Zuschauer bewundern, übt auch ihr ein Handwerk aus. Die latente Selbstüberhebung, die schon allein durch das Gefälle Bühne versus Zuschauerraum entsteht und durch Techniken wie Applaus, Verbeugung, Zugabe usw. verstärkt wird, lässt sich durchaus hier und da konterkarieren – durch den Einbau ironischer Elemente in der Selbstdarstellung und Präsentation, durch selbstbewusste Bescheidenheit im Auftreten, vor allem aber dadurch, dass wir die gute Laune auch nach missglückten Szenen behalten.
Selbst innerhalb ernster Szenen...