Christoph Fellmann

Also arbeitet das IIPM in zwei Phasen. Die erste gilt der Recherche. Dann steigen die Theaterleute in die Archive und sichten das gelagerte Material. Sie besuchen in Targoviste bei Bukarest die Baracken, in deren Hinterhof die Ceauşescus erschossen wurden, und in Kigali das ehemalige Studio von RTLM. Sie sprechen mit den Soldaten, die auf das Diktatorenpaar geschossen haben, und mit Valérie Bemeriki, die immer noch im Gefängnis sitzt. Es sind viele Interviews, und es sind viele Akten, und natürlich häuft sich viel zu viel Material an. Trotzdem führt Milo Rau die Recherchen so lange fort, „bis ich absolut sicher bin, dass die Erzählung, die ich suche, die Realität zwar extrem verdichtet, aber trotzdem der Wahrheit entspricht“. Dass zum Beispiel das Generationenbild richtig ist, das „Hate Radio“ über das Ruanda von 1994 vermittelt: „Es ist ein Irrtum, dass die realistische Geste in der Wiederholung von etwas besteht, das es so schon gegeben hat. RTLM war nicht genau so, wie wir es zeigen. Aber in der Universalaussage ist das Stück extrem wahr, wie uns auch Zeitzeugen immer wieder versichert haben.“ Milo Rau erklärt die theatrale Arbeit, die auf die Recherche folgt, mit einem Rückgriff auf die frühe Kunstgeschichte: „Als die...