Theater der Zeit

Auftritt

Karlsruhe: Ich will nicht sterben

Badisches Staatstheater: „Sterben helfen“ (UA) von Konstantin Küspert. Regie Marlene Schäfer, Ausstattung Marina Stefan

von Björn Hayer

Erschienen in: Theater der Zeit: Schauspiel oder Performance? – Walter Hess und Matthias Lilienthal über die Debatte um die Münchner Kammerspiele (02/2017)

Assoziationen: Badisches Staatstheater Karlsruhe

Man könnte beinah heiter sein: eine Party mit reichhaltigem Büfett, gemeinsam mit allen Menschen, die einem lieb und teuer sind. Nur stellt sich das fröhliche Setting bei genauerem Hinsehen nicht als Geburtstags-, sondern als Abschiedsfeier heraus. Unter dem Zeichen des „Noch einmal“ würdigt eine Frau die gemeinsamen Tage mit Freunden und Familienmitgliedern, um sodann durch einen Inhalatorstoß auf immer zu gehen. So beginnt die Uraufführung von Konstantin Küsperts Drama „Sterben helfen“ am Badischen Staatstheater in Karlsruhe.

Dass der eigene Todeszeitpunkt problemlos von jedem selbst bestimmt und ohne große Mühen über eine überall erhältliche Atemmaske realisiert werden kann, erweist sich in einer Gesellschaft, deren politische Repräsentanten just die Hürden für Sterbehilfe heraufgesetzt haben, als völlig utopisch. Daher ist von Anfang an klar, dass die Regisseurin Marlene Schäfer auch einen künstlichen Raum schaffen muss, wo mehr Gedankenexperiment als Realität, und ja, letztlich auch mehr Lüge als Wahrheit vorherrscht. Wir schauen daher auf ein Karree, unter anderem abgegrenzt durch eine Linie aus jenem Konfetti, mit dem die Mutter zu Beginn ihre Sterbefeier fulminant in Szene setzen konnte. In diesem Karree befindet sich wiederum ein mobiler Glaskasten. Um verschiedene Wirklichkeiten zu erzeugen, genügt dieser Minimalismus. Das Eigentliche, der allpräsente Tod, wird ohnehin nicht gezeigt....

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