Magazin
Anarckeyyy!
Schorsch Kamerun: Die Jugend ist die schönste Zeit des Lebens. Ullstein, Berlin 2016, 256 S., 18 EUR.
von Jakob Hayner
Erschienen in: Theater der Zeit: Peter Kurth: Die Verwandlung (09/2016)
Ein leichter Hauch von Nostalgie durchzieht die Beschreibungen: Die Sex Pistols konnten einen noch richtig in Erregung versetzen, die Lehrer waren noch Altnazis, die Eltern noch Spießer, und auch vom Eierlikör wurde man noch besoffener als heute. „Die Jugend ist die schönste Zeit des Lebens“ ist der Titel des Romans von Schorsch Kamerun, dem Sänger der Band Die Goldenen Zitronen. Erzählt wird die Geschichte von Horsti, der in der Provinz in der Nähe von Hamburg aufwächst. Er und seine Clique beginnen gegen die Idiotie des Landlebens zu rebellieren, entdecken die Freude an der Subversion, an der „Anarckeyyy!“. Die Feinde sind schnell ausgemacht – Eltern, Lehrer, Chefs – und die Freunde auch, die Gleichgesinnten. „Jugendkultur hieß Gegenkultur. Rockmusik fühlte per se links. Bürger erschienen als Bürger und nicht als ihr eigenes Gegenteil. Einige konnten cool sein. Weil noch nicht alle cool waren.“ So war das, damals. Man verachtete die „verlogene Erwachsenenweltwüste“, doch später ist man selbst in ihr gefangen. Am Ende folgt Ernüchterung: „Nach und nach wurde ihm klar, dass es nicht ausreichen würde, permanent und kämpferisch seine äußere, unerschrockene Unabhängigkeit zu behaupten. Auf dem Papier war er selbst- bestimmt. Und trotzdem lebte er in Gefangenschaft.“ So fühlt es sich an,...