4. Kapitel
Erschienen in: Die Rampe oder An der Lethe wachsen keine Bäume (06/2013)
Leichter, feiner Regen weht über das Land. Langsam saugt die trockene Erde das Wasser auf. Es ist warm. Heute können sie brennen. Das Wetter eignet sich dafür. Der Wind zieht zum Meer und der Sprühregen wäscht den Rauch aus, wie in den gigantischen Türmen der Kraftwerke. Ideal, findet Kramer, aber es kann sich auch schnell ändern, wenn der Regen aufhört. Er verbreitet gute Laune. »Wer hat heute Anlagenwache?«, fragt er in die Runde. Die Männer heben die Köpfe und sehen ihn interessiert an. Wilnow antwortet, dabei spuckt er kräftig aus, er übernehme heute die Aufsicht, aber in der Nacht müsse ihn jemand ablösen. »Du hast wohl eine Verabredung im ‚Adler’?«, fragt Haprecht. »Vielleicht geht Dunker auch hin, dann wird es bestimmt lustig.« Dunker schweigt und setzt die Sonnenbrille auf.
Die Männer brennen nicht gern. Es dauert ihnen zu lange, zu viel Hand- und Nacharbeit. Mit dem kleinen Gabelstapler können sie in die Gebäude fahren, aber die Toten aus den Abteilungen zu holen ist schwierig. Große Tote können sie mit der Winde anseilen und mit dem Stapler aufnehmen, aber die Kleinen müssen sie hinaustragen. Das braucht viel Zeit. Müssen viele Kranke getötet werden, dauert es noch länger. »Besser sie laufen, dann...