Magazin
Aus dem Bauch heraus
Ein Nachruf auf den Puppenspieler Dieter Brunner
Erschienen in: Theater der Zeit: Haus Rotes Wunder – Die neue Potsdamer Intendantin Bettina Jahnke (11/2018)
Weihnachten 1947 bekommt der fünfjährige Dieter Brunner ein Puppentheater geschenkt, das aus den Spielzeugbeständen seiner Familie stammt. Ein wegweisendes Präsent. Vom mittelfränkischen Bauernhof zieht es ihn nach Frankfurt am Main, 1968 beschließt er, sich als Puppenspieler selbständig zu machen. Ihn interessierte, im Bildnerischen neue Ausdrucksmöglichkeiten zu finden, sowie die Sichtbarmachung von Vorgängen.
1976 gründete Brunner das Frankfurter Puppenzentrum und spielte vor allem für Kinder. Mit seiner sonoren Stimme und seinem langen Bart agierte er auch gerne jenseits der Spielleiste, mischte sich in das Puppenspiel ein und forderte das junge Publikum mit Rollenwechseln heraus. „Meine von mir gestalteten Figuren sind meine Werkzeuge, die ich benutze, um mich auf theatralischer Ebene verständlich zu machen.“ Wobei diese durchaus auch mal ihren eigenen Kopf hatten. Brunner konnte sich dabei auf sein Talent als Bauchredner verlassen – und beeindrucken.
Immer wieder beschäftigte sich Dieter Brunner zudem mit Geschichte und Tradition des Puppenspiels. Er sammelte Stücke und Objekte, pflegte internationale Kontakte und mischte sich mit Diskursen, mit Fragen nach der Psychologie der Puppe, nach der Soziologie des Spiels, nach der Ästhetik des Figurentheaters in die nationale Puppentheaterszene ein. Im Herbst 1991 brachte er erstmals die Verbände UNIMA (Union Internationale de la Marionnette) und ASSITEJ (Association Internationale...