Der Faust-Stoff trieb schon Goethe zeit seines Lebens um. Knapp sechzig Jahre widmete er der Arbeit an den zwei Teilen, wobei man im Grunde nur den ersten als tatsächlich bühnentauglich bezeichnen kann, verliert sich der zweite doch über eine erhebliche Länge in der Verbindung von Mythologie und Moderne mit recht loser Handlung und verstreuten Motiven. Die nahezu unübersichtliche Fülle an Stoff mag allerdings auch der Grund sein, warum man sich an der Bühnenbearbeitung eines solch fragmentarischen Werks versucht. Am Schauspiel Leipzig hat Enrico Lübbe nun seine Annäherung vorgestellt. Über sechs Stunden werden Ausschnitte aus dem ersten und zweiten Teil auf der Bühne gespielt, außerdem gibt es einen Zwischenteil, der aus drei Touren im Stadtgebiet besteht.
Der Tragödie erster Teil, wie es bei Goethe heißt, wird im düsteren Zwielicht dargeboten. Auf der Bühne ein dunkler, runder, drehbarer und, wie man im Verlauf der Vorstellung noch eindrucksvoll präsentiert bekommen wird, auch kippbarer Aufbau, auf dem sich das Geschehen abspielt. Die Tragödie liegt hier in der Aussichtslosigkeit der Vorwärtsbewegung, unter höchsten Anstrengungen stößt der von Wenzel Banneyer gespielte Faust die Worte „weiter, weiter“ aus, stolpert, strauchelt, schleppt sich weiter. Wortkarg ist er, der Gelehrte, die Klage des „Habe ach ...“ endet im unverständlichen...