Herr Reinholdtsen, Sie arbeiten an der Zukunftsmusik! Sie entwickeln großformatige philosophische Opernprojekte, in denen die Musik vollständig mit virtuellen Instrumenten eingespielt wird. Im April kommen Sie zum Tonlagen-Festival nach Dresden-Hellerau. Was werden Sie dort zeigen?
Es geht um eine seltsame, mystische Gruppe von Verlierern und Ausgestoßenen aus dem Lumpenproletariat, dem Prekariat und den deplorables. Sie nennen sich „Die Follower von Ø“ und werden ihr affirmatives Agitprop-Oratorium „Zu den Waffen! Zu den Waffen!“ aufführen. Für die (wenigen) unter Ihnen, die den Hintergrund nicht kennen: „Die Follower von Ø“ sind hyperbegeisterte und manchmal etwas radikalisierte Zuschauer, die sich sehr oft meine Youtube-Filmreihe „Ø“ anschauen und sie zu interpretieren versuchen.
Ein Teil dieser „Ø“-Serie war 2018 auf der Münchener Biennale, dem Festival für neues Musiktheater, zu erleben: Trollartige Wesen mit Bauschaumköpfen sangen mit großer Inbrunst Schlüsselsätze aus der Philosophie.
Die Protagonisten der „Ø“-Filme haben sich freiwillig und komplett von der Bürokratie, der Dekadenz, dem digitalen Lärm und überhaupt der ganzen Idee eines „Außen“ isoliert. Sie nennen es „das System“ und haben sich vor ihm in einem entlegenen schwedischen Dorf im Keller verbarrikadiert. Dort planen sie „Das Ereignis“, eine mystische Aktion von weltveränderndem Ausmaß. Leider sind ihre vorbereitenden Recherchen, ihre philosophischen und politischen...