Internationale Kulturpolitik als „Akteurin dazwischen“
von Julius Heinicke
Erschienen in: Recherchen 148: Sorge um das Offene – Verhandlungen von Vielfalt im und mit Theater (05/2019)
Der Blick auf die Konferenz in Südafrika und das Festival in Zimbabwe verdeutlicht das komplexe Spannungsfeld aus ökonomischen und politischen Interessen und künstlerischen Taktiken, in welchem sich internationale Kulturpolitik bewegt. Das HIFA zeigt alljährlich, inwieweit sie ein wichtiges Instrumentarium der Außenpolitik darstellt, gerade, weil sie auf der einen Seite zwischen unterschiedlich gelagerten Interessen verschiedenster Förderer und Akteure agiert und auf der anderen Seite mit der Fokussierung von Kunst und Kultur ein Terrain betritt, welches zum großen Teil eine Autonomie und Unabhängigkeit des künstlerischen Prozesses in sich birgt. Die Besonderheit der Kulturpolitik liegt in diesem Wechselspiel zwischen Strategie und Unberechenbarkeit: Im Fall HIFA nutzte der Westen die ökonomische Förderung vermeintlich autonomer Kunst, um das Regime zu kritisieren und eine politische Strategie zu verfolgen. Die Wirtschaft verwandelte den Erfolg der Kunst in ökonomische Strategien, und das Mugabe-Regime übte Zensur, da es selbst über keine anderen Mittel verfügte, um den Inhalt des Festivals zu bestimmen. Die Bedeutung des Festivals für die zimbabwische Öffentlichkeit erklärt sich in diesem Wechselspiel der Akteure, das unter dem Schirm von Kunst beziehungsweise Kultur ein Wirkungsfeld schuf, welches den jeweiligen Strategien keineswegs freies Spiel zugestand.
Internationale Kulturpolitik changiert nicht nur zwischen Interessen der Geberländer, die zweifelsohne mafiöse Züge tragen...