Stück
Der Schatten
Märchenkomödie für Erwachsene
von Jewgeni Schwarz
Erschienen in: Theater der Zeit: Nachwuchssorgen (02/1947)
Assoziationen: Stücke

„Der Schatten“ – ein dreiaktiges Märchen für Erwachsene – von Jewgenij Schwarz, von dem wir hier die einleitenden Szenen abdrucken, ist beheimatet in den Phantasiebereichen des dänischen Dichters Hans Christian Andersen, in denen Wirklichkeit, oft die platteste Wirklichkeit, und das Wunderbare unvermittelt aneinander stoßen und sich durchdringen. Und wie bei Andersen ist auch bei Schwarz das Märchen nicht ein Spiel um des Spiels willen, sondern eine höhere Form von Lehrgedicht mit tieferer Bedeutung, und am Ende steht die Nutzanwendung, die ‚Moral von der Geschicht‘. Sie lautet bei Schwarz etwa: Auch das gütigste Herz und der reinste Wille allein reichen nicht aus, um eine verderbte Gesellschaft zu heilen und ein Volk glücklich zu machen.
Das Gute verkörpert in dem Märchen der Gelehrte, ein redlicher, aber unklarer Schwärmer, den sein Forschungsdrang in ein kleines südliches Königreich führt. Dessen Thron steht zur Zeit leer, da die Erbin der Krone durch das Testament ihres Vaters gezwungen ist, unter einer Maske sich im Volke den Gemahl und in ihm dem Lande den künftigen Herrscher zu suchen. Ihre Wahl fällt auf den Gelehrten, und dieser erwidert ihre Neigung. Aber ihn verdrängt sein Schatten, der als das dunkle Gegenstück zu der lichten Gestalt des Helden gedacht ist....