Magazin
Die Grande Dame
Zum Tod der Schauspielerin Rosemarie Deibel
von Frank Quilitzsch
Erschienen in: Theater der Zeit: Birgit Minichmayr – Ich bin es und bin es nicht (01/2013)
Sie war Gretchen und war Helena. Brillierte als Titelfigur in „Die bitteren Tränen der Petra von Kant“ und natürlich als Mutter Courage. Unvergessen, wie sie in „Guten Morgen, du Schöne“ die Erika verkörperte. Als sie 2008, nun schon als Grande Dame des Deutschen Nationaltheaters Weimar, im „Faust“ des jungen Tilmann Köhler die Zueignung sprechen durfte, sprach aus ihr nicht nur Goethe, sondern auch die Erinnerung. „Ihr naht euch wieder, schwankende Gestalten“, bei diesen Worten, erzählte sie, habe sie Kollegen vor sich gesehen, die bereits gegangen waren: Fred Diesko, der in Weimar Mephisto war. Fritz Bennewitz, der sie von Meiningen in die Klassikstadt geholt und in fast allen seinen Inszenierungen besetzt hatte. Ihre erste Rolle am Nationaltheater, dem sie über 50 Jahre die Treue hielt, war Fausts Margarethe unter Otto Lang. Und nur Monate ist es her, da rollte sie einen Treckerreifen über dieselbe Bühne – als griechische Mythenmutter, die schon alles gesehen hat. Es sollte, obgleich sie mit 76 geistig sehr agil, im Herzen jung und schauspielerisch voller Tatendrang war, neben ihrem Part im Erfurter Musical „My Fair Lady“ ihre letzte Rolle werden. Am 17. Juli 2012 ist die Schauspielerin Rosemarie Deibel gestorben. Unweigerlich wird man, wenn demnächst ein anderer...