21.4.1
Erschienen in: Improvisationstheater – Die Grundlagen (10/2018)
In gemischten Impro-Shows, bei denen man verschiedene Impro-Gruppen sehen kann – vom Anfänger bis zum Profi – sind die Anfänger-Gruppen oft meine Lieblings-Acts. Sie stolpern unbekümmert und fröhlich durch die Szenen. Unbelastet vom Wissen der vielen Möglichkeiten (und daher auch unbelastet vom Wissen um die eigenen Unzulänglichkeiten) gleichen sie kleinen Kindern, die nur eins im Sinn haben: Spielen! Im Gegenzug sind Spieler, die seit mehreren Monaten Impro-Kurse belegen, oft furchtbar anzusehen: Sie staksen über die Bühne auf der Suche nach der interessanten Szene oder der tollen Story und wirken dabei wie Adoleszente, denen das Spielen selbst peinlich geworden ist. Nach etwa einem Jahr Impro-Training sind viele Spieler mit dem Problem konfrontiert, mehr zu wissen als zu können. Sie haben die Techniken der Improvisation gelernt, sie haben gelernt, wie man eine gute Szene aufbaut, wie Storys funktionieren, sie kennen die grundlegenden Schauspieltechniken. Und jetzt sollen sie das alles einsetzen!
Manche Schüler beginnen dann, an sich zu zweifeln, da sie keinen Lern-Fortschritt mehr empfinden. Sie haben das Gefühl, untalentiert zu sein. Manche verzweifeln an ihren Lehrern, manche an ihrem Verhältnis zu Improtheater überhaupt.
Als Anfänger hat man nach einer gewissen Zeit sehr viel Wissen angehäuft, das nicht durch Können kanalisiert werden kann....