Ananas für Mely
von Mehmet Yılmaz
Erschienen in: Zeitgenoss*in Gorki – Zwischenrufe (03/2023)
Ich habe sehr viele besondere Menschen durch meine Theaterarbeit kennengelernt. Einer davon ist Mely Kiyak. Wir sind uns am Ballhaus Naunynstraße zum ersten Mal begegnet, ich kannte ihre Texte schon vorher und mochte diese spezielle Verbindung von Klugheit und Witz. Der Humor verbindet uns bis heute, wir können immer Späße miteinander machen, egal, wie die Umstände sind. Unsere erste Zusammenarbeit kam zustande bei einer Lesung aus ihrem Buch Herr Kiyak dachte, jetzt fängt der schöne Teil des Lebens an. Sie hatte mich gefragt, ob ich nicht mitmachen möchte, zusammen mit Sesede Terziyan und Arno Widmann.
Das Thema von Herr Kiyak ist traurig, es geht um die Krebserkrankung von Melys Vater, aber auch in diesem Buch liegen Tragik und Komik nah beieinander. Einmal geht es zum Beispiel darum, wer zu welchen Therapieformen rät, ein Mitpatient empfiehlt dem Vater eine Ananaskur, er selbst hätte monatelang nur Ananas gegessen und dadurch den Krebs besiegt. Mely hat mich auf den Proben dazu ermuntert, daraus eine richtige Nummer zu machen. An der entsprechenden Stelle habe ich also die Lesung unterbrochen, bin im Handstand auf der Bühne auf und ab gelaufen und habe immer wieder „Ananas! Ananas!“ gebrüllt. Später hat Mely mir erzählt, dass sie...